Triangel startet mit zahlreichen Kitas im Kreis Heinsberg einen „Qualitätszirkel Inklusion“
Viele Vertreterinnen von Kindertagesstätten im Kreis Heinsberg trafen sich in der Lebenshilfe Heinsberg, um zu erörtern, wie die inklusive Förderung von Kindern mit und ohne Behinderung vorangebracht werden kann. „Wir alle wollen Vielfalt in unseren Einrichtungen, doch den Erwartungen, dass inklusive Förderung selbstverständlich ist, stehen Herausforderungen im Kita-Alltag gegenüber, die weder wahr genommen noch wertgeschätzt werden“, stieg Birgit Roye in die Thematik ein. Sie leitet gemeinsam mit Sonja Krumscheid das von der Aktion Mensch geförderte Lebenshilfe-Projekt „Dabei sein von Anfang an“. Seit zwei Jahren engagieren sich die beiden Pädagoginnen für Inklusion im Gemeinde- und Vereinsleben. Sie haben ein Elternnetzwerk von Familien mit Kindern mit Behinderung angestoßen und tauschen sich regelmäßig mit anderen Kindertagesstätten aus, wenn Fragen zur individuellen Förderung oder Herausforderungen in der Teilhabe im Raum stehen.
Der Inklusionsgedanke umfasse heute viel mehr als nur die Förderung von Kindern mit Behinderung, so Teresa Goertz vom Familienzentrum Lindenbaum: „Aber die Kita-Gruppen sind häufig zu groß oder überbelegt, der Personalmangel ist eine Dauerbelastung, und vor allem fehlen heilpädagogische Fachkräfte.“ Auch wäre ein Ausbau der fachlichen Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten sowie der Fachberatungen durch den Landschaftsverband wünschenswert. „Außerdem ist der bürokratische Aufwand mit Einführung des Bundesteilhabegesetzes immer größer geworden. Da geht Zeit für das Kind verloren!“, sagt Monique Pauly, Fachberatung und Bereichsleitung der AWO Kindertagesstätten im Kreis Heinsberg.
Birgit Roye sieht in der zunehmenden Bürokratisierung der Leistungen ein weiteres Problem: „Nur die entsprechende Diagnose führt zu einer Finanzierung der individuellen Förderung“, warnt die erfahrene Pädagogin: „Egal welche Diagnose gestellt wird, das Kind bleibt aber dasselbe! Unser Umgang mit ihm und dessen Familie wird sich nicht ändern. Gleichwohl bleibt die frühkindliche Diagnose oft ein Leben lang am Kind haften.“ Deshalb sei es zwar positiv, dass Ärzte sich heute mehr Zeit für die Feststellung einer Diagnose lassen, weil man die Bedeutung des individuellen Entwicklungsprozesses erkannt hat, andererseits stecke man deshalb häufig immer länger in einer Warteschleife, ohne mit einer konkreten Therapie starten zu können, ergänzt Celia da Silva von der städtischen Kita Parkstraße in Oberbruch.
Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass alle Kita-Einrichtungen vor den gleichen Herausforderungen stehen: Deshalb wollen sie zukünftig in einem „Qualitätszirkel Inklusion“ für mehr fachlichen Austausch auf Augenhöhe zwischen Ärzten und Pädagogen, eine Kita übergreifende, gemeinsame Auseinandersetzung mit Politik und Kostenträgern sowie eine Verbesserung des Dokumentationsprozesses engagieren.
Informationen über das Projekt „Dabei sein von Anfang an“ finden Sie hier.