Teil sein – Teil haben: Forschungsbericht der Uni Köln fertiggestellt

Universität zu Köln erforscht Lebenssituation und Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit komplexer Behinderung in der Lebenshilfe Heinsberg

 

In Kooperation mit der Lebenshilfe Heinsberg und sieben weiteren Einrichtungen für Menschen mit Behinderung im Raum Düsseldorf, Köln und Bonn erforschte Professorin Barbara Fornefeld mit ihrem wissenschaftlichen Team der Universität zu Köln (Department Heilpädagogik und Rehabilitationswissenschaften) und Kubus e.V.  drei Jahre lang die Möglichkeiten teilhabeorientierter Lebensgestaltung von und für Menschen mit schwerer Behinderung. „Es wurde in den vergangenen Jahren vor allem im Bildungsbereich für Menschen mit Behinderung bereits viel erreicht, Barrieren abgebaut und das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Beeinträchtigung geschärft“, so Barbara Fornefeld und betont „aber eben nicht für alle. Mit Zunahme der Schwere von Beeinträchtigungen wächst die Gefahr von Ausgrenzung.“

Wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität zu Köln begleiteten im Rahmen der Studie Menschen mit schwerer Beeinträchtigung, darunter auch drei Klienten in der Lebenshilfe Heinsberg. Eltern und Angehörigen, Assistenten sowie fachliche Begleiter wurden befragt. Tagesabläufe, Therapiemaßnahmen sowie Förder- und Freizeitangebote wurden im Hinblick auf die selbstbestimmten Teilhabe- und Gestaltungsspielräume der Klienten erfasst. Die Auswertung ergab ein umfangreiches Spektrum ganz unterschiedlicher Bedürfnisse wie Selbstbestimmung, Kommunikation, Mitgestaltung des Umfeldes, Mobilität, Erholung, Konsum oder auch kulturelle Teilhabe. Die Forschungsergebnisse zeigen deutlich, dass die Teilhabechancen für Menschen mit schwerer Behinderung maßgeblich von den fachprofessionellen und strukturellen Gestaltungsmöglichkeiten der Assistenz abhängig sind. „Professionelles Handeln ist jedoch nicht standardisierbar und bezieht sich immer auf den Einzelfall und die jeweilige Situation“, betont  Barbara Fornefeld. „Ohne Anerkennung des Gegenübers als gleichwertige Person ist Teilsein als soziale Interaktion nicht möglich. Teilhabe heißt immer auch geben, nehmen und erwidern.“

Das Ergebnis der umfangreichen Studie wurde nun in einer Dokumentation veröffentlicht. Diese dient als Grundlage einer geplanten Fortbildungsreihe zur Professionalisierung der teilhabeorientierten Pflege und Begleitung. Die Dokumentation ist im Café Lesbar im Lebenshilfe Center in Oberbruch hinterlegt und am Service Punkt ausleihbar.