Spontane Unterstützung führt zu trägerübergreifendem Kooperationsprojekt

Seit mehr als zehn Jahren arbeiten die Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg und die Tagesstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung der Caritas Heinsberg in der Abwicklung von verschiedenen Produktionsaufträgen für Unternehmen aus der Region zusammen. Entstanden ist die Kooperation aus einer spontanen Anfrage.

Für Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist die Tagesstätte der Caritas Heinsberg ein wichtiger Lebensmittelpunkt geworden. „Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung leben häufig in sozialer Isolation, Alltagsstrukturen sind oft weggebrochen und Lebensgrundlagen zerstört“, sagt Beatrix Kohnen. Sie leitet die Tagesstätte seit elf Jahren und hat mit ihrem Team ein umfangreiches Angebot für zurzeit 18 Besucher entwickelt, das auf die individuelle therapeutische, soziale und pädagogische Rehabilitation der Klienten ausgerichtet ist. In festen Tagesstrukturen werden kreative oder hauswirtschaftliche Arbeiten angeboten, um soziale oder lebenspraktische Fähigkeiten zu trainieren. „Das Thema Arbeit ist für viele Klienten ein zentrales Thema“, sagt Beatrix Kohnen, „denn Menschen in unserer Gesellschaft definieren sich über Arbeit und eine sinnvolle Beschäftigung.“ Jedoch ist es für die Tagesstätte auch aufgrund ihrer Größe eine Herausforderung, kontinuierlich passende und überschaubare Arbeitsaufträge zu akquirieren und in das berufliche Förderangebot einfließen zu lassen.

Die Herausforderungen in der Suche nach geeigneten Arbeitsangeboten kennt auch Toni Hermanns, er war rund vier Jahrzehnte lang bis zum Sommer 2021 verantwortlich für die Auftragsakquise der Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg. „Wir suchen keine Arbeitskräfte für die Produktion, sondern geeignete Arbeitsangebote für eine sinnvolle Beschäftigung und eine möglichst vielfältige, berufliche Förderung der 1100 Mitarbeiter mit Behinderung. Unser Ziel ist es, Menschen mit Behinderung eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen.“ Werkstätten haben den gesetzlichen Auftrag, berufliche Förderungsangebote durch die Abwicklung von Aufträgen aus der Wirtschaft zu ermöglichen. „Aufträge und Fertigungskapazitäten müssen wir gut planen, schließlich erwarten unsere Unternehmenskunden fristgerechte Lieferungen.“ Kreative Lösungen sind dann gefragt, wenn Unternehmen, die Aufträge an die Werkstätten vergeben, etwa kurzfristig Stückzahlen erhöhen oder Lieferfristen ändern. Dafür arbeiten die Werkstattträger im niederrheinischen Einzugsgebiet eng zusammen, um bei Bedarf Auftragsnetzwerke zu bilden.

Toni Hermanns erinnert sich noch gut daran, als er 2010 eine kurzfristige Unterstützung für eine Auftragsanfrage suchte und kurzerhand bei der Caritas Tagesstätte vorbeifuhr und um Unterstützung bat. Mit einem so freundlichen Empfang hatte er nicht gerechnet. „Sie schickt der Himmel“ muss Betraix Kohnen damals gesagt haben, denn zu dieser Zeit suchte die Tagesstätte dringend nach neuen Arbeitsmöglichkeiten. Bis heute hat sich die Zusammenarbeit zu einer festen Kooperation weiterentwickelt. Wichtig sei, so Toni Hermanns, dass der Umsatz transparent gestaltet und die Erlöse ein zu eins weitergegeben werden, schließlich sei man fairer Kooperationspartner und verfolge die gleichen Ziele. Je nach Auftrag werden auch Werkzeuge und Montagehilfen ausgeliehen, damit die Arbeit erledigt werden kann. Möchte ein Besucher der Tagesstätte in ein geregeltes Arbeitsleben einsteigen, so kann er ein Praktikum in der DeinWerk gGmbH, eine Werkstatt für Menschen mit psychischer Erkrankung oder Behinderung in Trägerschaft der Lebenshilfe Heinsberg, absolvieren. Der langjährige Austausch auf pädagogischer sowie technischer Ebene trägt viele Früchte, wie Beatrix Kohnen bestätigt: „Hier haben sich kollegiale Freundschaften entwickelt, und auch beim jährlichen Kreativmarkt der Lebenshilfe haben wir mittlerweile einen festen Verkaufsplatz für unsere Eigenprodukte.“