„Recht auf Arbeit für alle Menschen!“

Claudia Middendorf zu Gast in Heinsberg

Im Rahmen ihrer Sommertour besuchte Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung sowie Patientinnen und Patienten, die Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg und Prospex gGmbH. „Mitarbeiter mit Behinderung des Heinsberger Werkstattrates haben mich eingeladen und wollen ihre Arbeitsplätze vorstellen. Das hat mich sehr gefreut“, erklärte Claudia Middendorf bei ihrer Ankunft. Zunächst stand ein Besuch des Bootshauses am Lago in Heinsberg an. Mitarbeiter der Prospex gGmbH erläuterten dort die Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit psychischer Erkrankung. Im Anschluss besuchte Claudia Middendorf Abteilungen der Lebenshilfe Werkstätten, dabei interessierte sich die Landtagsabgeordnete vor allem für die beruflichen Fördermöglichkeiten für Menschen mit schwerer Behinderung.

„Wir wollen, dass die Menschen sehen, welche vielfältigen Arbeiten wir leisten“, forderte Pascal Simons, Mitarbeiter der Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg. Obwohl die Werkstätten sich vielfältig weiterentwickelt haben, gäbe es immer noch falsche Vorstellungen und Vorurteile in der Öffentlichkeit. „Es geht hier nicht um Beschäftigungsmaßnahmen für Behinderte, sondern um berufliche Förderung und qualitativ hochwertige Arbeiten für die Industrie und Unternehmen in der Region“, erläuterte Wolfgang Vossen, Leiter Pädagogik der Werkstätten. „Dabei ist jeder Mensch eingebunden, die Arbeitsplätze werden individuell nach Art und Schwere der Behinderung eingerichtet.“ Claudia Middendorf, die als studierte Sozialpädagogin eine Caritas-Werkstatt im Raum Dortmund geleitet hat, diskutierte mit viel Sachverstand und interessierte sich auch für die arbeitsbegleitenden Angebote der Werkstätten. Die Persönlichkeitsförderung umfasse neben der beruflichen Bildung auch künstlerische und kreative Angebote, Gesundheitsförderung  und Sportangebote in den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg, so Wolfgang Vossen. Die Vermittlung der Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben, aber auch den Umgang mit dem PC, mit Geld oder Mobilitätstraining sind Teil eines umfassenden Bildungskonzeptes.

Die Teilhabechancen am Arbeitsleben seien jedoch für Menschen mit schwerer Behinderung seit Einführung des Bundesteilhabegesetzes ungewiss, warnten die Werkstattvertreter. „Recht auf einen Arbeitsplatz in den Werkstätten haben zukünftig nur noch Menschen mit Behinderung, wenn die Bundesagentur für Arbeit zuvor Leistungen des Berufsbildungsbereiches gewährt hat“, so Wolfgang Vossen. Da in vielen Bundesländern Menschen mit schwerer Behinderung in Tagesförderstätten betreut werden und nur in Nordrhein-Westfalen eine Chance auf einen Arbeitsplatz in einer Werkstatt haben, sei die Zukunft des „Rheinischen Modells“ und dem Recht auf Arbeit für alle Menschen – unabhängig von der Schwere der Behinderung – in Gefahr.  Claudia Middendorf teilte das Verständnis für diese Sorgen und versprach, sich für das uneingeschränkte Recht auf Arbeit einzusetzen.