Wenn Arbeit sich wie Zuhause anfühlt

Lysann Linden kam 2023 im Rahmen eines Berufserkundungstags zum ersten Mal in die Werkstatt der Lebenshilfe Heinsberg. Nach einem weiteren dreiwöchigen Praktikum im Jahr 2024 war für sie klar: Sie wollte länger bleiben. Seit dem 1. August 2025 absolviert Lysann ihr FOS-Praktikum (FOS 11) bei der Lebenshilfe – drei Tage in der Woche. Wir haben sie in Ihrer Gruppe besucht und sie gefragt:

Wie bist du das erste Mal mit der Lebenshilfe in Kontakt gekommen?

Ich bin das erste Mal durch eine Verwandte, die bereits bei der Lebenshilfe arbeitet, auf das Unternehmen aufmerksam geworden.

Was ist dir von diesem ersten Besuch besonders im Gedächtnis geblieben?

Ganz ehrlich – mein erster Eindruck war pures Chaos! Ursprünglich war gar nicht geplant, dass ich in die Werkstatt gehe, aber dann bin ich eher zufällig in die Gruppe A5 gekommen. Und obwohl alles etwas ungeordnet wirkte, hatte ich sofort ein ganz besonderes Gefühl – es war, als käme ich nach Hause. Diese herzliche, offene Atmosphäre und die ehrliche Art der Menschen haben mich direkt berührt. Dieses Gefühl hat mich bis heute nicht losgelassen.

Was hat dich motiviert, nach dem Tagesbesuch weitere Praktika hier zu machen?

Für mich hat sich die Zeit hier nie wie „Arbeit“ im klassischen Sinne angefühlt. Es war eher so, als würde ich Zeit mit Freunden verbringen. Die Atmosphäre war so herzlich und natürlich, dass ich mich einfach wohlgefühlt habe. Genau dieses Gefühl – gebraucht zu werden und gleichzeitig einfach ich selbst sein zu dürfen – hat mich motiviert, immer wieder zurückzukommen und weitere Praktika zu machen.

Gab es einen bestimmten Moment oder Eindruck, der deine Entscheidung beeinflusst hat?

Nach den drei Wochen Praktikum habe ich zum Abschied kleine Geschenke von den Mitarbeitenden bekommen – unter anderem eine selbstgestaltete Karte. Diese Karte hängt bis heute bei mir zu Hause. In so kurzer Zeit ein Teil der Gruppe geworden zu sein, hat mich tief berührt. Dieses Gefühl von Wertschätzung und Zugehörigkeit war für mich der entscheidende Moment: Ich wusste, dass ich weitermachen möchte. Das FOS-Praktikum hier anzutreten, war dann eine ganz bewusste Entscheidung aus dem Herzen heraus.

Warum interessiert dich der Bereich Sozial- und Gesundheitswesen?

Es war nicht nur ein einzelner Moment – es war das Gesamtbild. Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung hat mich von Anfang an fasziniert. Jede Persönlichkeit ist so einzigartig, und genau das macht die Arbeit so besonders und lebendig. Dazu kommt die tägliche Leistung der Mitarbeitenden in den Werkstätten – mit wie viel Geduld, Engagement und Herz sie ihren Alltag gestalten. All das zusammen hat meine Entscheidung maßgeblich beeinflusst und mir gezeigt: Genau hier möchte ich sein.

Hattest du vorher schon andere Berufswünsche? Was hat dich umgestimmt?

Ja – wie viele in meinem Alter hatte ich ganz verschiedene Ideen im Kopf, aber nichts, was sich wirklich „richtig“ angefühlt hat. Um ehrlich zu sein: Meine Mama hat mich damals ein bisschen „gezwungen“, das Praktikum hier zu machen. Heute bin ich ihr dafür unendlich dankbar. Etwas Besseres hätte mir wirklich nicht passieren können. Durch das Praktikum habe ich meinen Weg gefunden – und vor allem eine Aufgabe, die mich erfüllt.

Was macht für dich die Arbeit bei der Lebenshilfe besonders?

Für mich sind es ganz klar die Menschen. Bei der Lebenshilfe trifft man auf so viele unterschiedliche Persönlichkeiten – jeder ist einzigartig, mit eigenen Bedürfnissen, Stärken und Eigenheiten. Genau das macht die Arbeit so besonders und auch so wertvoll. Man kann hier nicht einfach „nach Schema F“ arbeiten, sondern muss sich auf jeden individuell einstellen. Diese Vielfalt fordert, aber sie bereichert auch unglaublich – jeden Tag aufs Neue.

Kannst du dir vorstellen, dauerhaft in diesem Bereich zu arbeiten?

Jaaa – auf jeden Fall! Schon jetzt fühlt sich die Arbeit für mich absolut richtig an. Ich gehe jeden Tag mit einem guten Gefühl nach Hause, weil ich weiß, dass ich etwas Sinnvolles tue. Die Begegnungen, die kleinen Fortschritte, das Lachen – all das gibt mir unglaublich viel zurück. Für mich steht fest: Das ist genau der Bereich, in dem ich auch langfristig arbeiten möchte.

Was würdest du jemandem sagen, der überlegt, hier ein Praktikum zu machen?

Zuerst einmal würde ich empfehlen, einfach einen Tag auszuprobieren. Sich wirklich darauf einzulassen und zu schauen, wie es sich anfühlt. Oft merkt man erst durch die direkte Erfahrung, ob es einem liegt. Man kann sich nicht immer alles vorstellen – aber hier wird einem schnell klar, ob es die richtige Entscheidung ist.