Neustart Inklusion: Wir waren mit der APE auf Tour
Rund um den 5.Mai – dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung waren wir gemeinsam mit der Aktion Mensch über eine Woche lang im Heinsberger Land unterwegs mit der uralten APE, die wir in einem inklusiven Workshop restauriert haben und mit Unterstützung der Kreissparkasse Heinsberg mit Akkus und Elektroantrieb ausstatten konnten.
Raus in die Gesellschaft, um mit dem Menschen auf Straße in Kontakt zu kommen. Wir suchten Antworten auf die Frage: Neustart Inklusion – was benötigen wir, um mehr Begegnung und Miteinander in unserer Gesellschaft zu fördern. Für eine Antwort gab es einen guten Kaffee – geröstet im Lebenshilfe Café, frisch zubereitet vor Ort an der APE. Auf einer Tafel wurden die Ideen festgehalten.
Die Menschen waren neugierig, egal wo wir ankamen, so ein komisches und eigenartiges „Popup-Café“, das sein passendes Motto „es ist normal, verschieden zu sein“ in großen Buchstaben auf der Heckklappe trägt, sieht man selten, da geht man schnell mal näher ran. Kaffee? Gerne! Egal ob früh morgens beim Wochenmarkt in Geilenkirchen oder im Park am Nachmittag: Ins Gespräch kamen wir schnell. Aber die Antworten waren oft anders als wir erwartet hatten…Unser „Experiment“ zum Protesttag hat uns eins gezeigt: Wenn wir unter Inklusion das Miteinander in der Gesellschaft verstehen, dann geht es bei weitem nicht nur um Menschen mit Behinderung: Teilhabe hat viele Herausforderungen!
Wir erinnern uns an den älteren Herrn auf einem Scooter, der lange vor der Ape stehen blieb und die „Café-Szene“ beobachtete, bis wir ihn an einen der Bistrotische baten. Dann kamen wir ins Gespräch. Er berichtete mit strahlenden Augen von früher, seiner großen Liebe, der großen Familie. Und er begann zu weinen, als er von seinem Leben heute sprach. Kontakte hat er keine. Das Miteinander vermisst er häufig.
Wir erinnern uns an eine ältere Dame, die uns davor warnte, den Kaffee frei zu verteilen. Das „Schmarotzertum“ in Deutschland habe sich weit verbreitet! „Die anderen“ nehmen sich gerne alles, wenn es umsonst sei. Erst nach einem längeren Gespräch nahm sie dann auch einen Kaffee. Mit zwei Keksen – denn die waren auch gratis.
Das Angebot, einfach ins Gespräch zu kommen und dabei etwas geschenkt zu bekommen, war für einige Menschen auf der Straße ungewohnt. Viele erwarteten nach dem Gratis-Kaffee ein Vertragsangebot oder die Abfrage der Adressdaten. Sich einfach setzen und etwas trinken – einfach so? Das wirkte ungewohnt. Die Mitarbeiter unseres Ape-Cafés die im echten Arbeitsleben in einem der Lebenshilfe-Cafés arbeiten, hatten sehr viel Spaß und begrüßten die Gäste herzlich in unserem „APE-Popup-Café“.
Wir erinnern uns gerne zurück an die vielen, vielen Schülerinnen und Schüler, die unsere Inklusions-Tafel in Minuten vollgeschrieben haben: Jeder Mensch ist anders, und das ist richtig gut so! Wir sprachen sogar über das DEI-Dekret von Donald Trump, durch den Unternehmen nicht nur in den USA aufgefordert werden, Programme zur Förderung von Diversität, Gleichheit der Geschlechter und Inklusion einzustellen. „Dieser alte Mann soll machen was er will, das interessiert uns nicht“, sagten die vielen, vielen Jugendlichen in der großen Pause. In Freiheit leben, Respekt und Frieden waren Worte, die wir oft gehört haben.
Auch der Abstecher nach Landgraaf war ein spannender Ausflug: Unsere Freunde der RELIM Werkstätten für Menschen mit Behinderung hatten uns eingeladen, auch mit ihnen über Inklusion zu diskutieren. Das waren so viele schöne Gespräche, die uns eines gezeigt haben: Gemeinschaft gibt es überall, man muss nur mal auf einen Kaffee ins Gespräch kommen…Für uns steht fest: Mit der APE wollen wir weiter auf Tour gehen.
Wir danken der Aktion Mensch, die uns vor allem bei der Logistik dieser Tour rund um den 5.Mai unterstützt hat.